TV Dingolfing zieht Bilanz mit ungewisser Zukunft wie für viele Vereine – (ki) Fünf Monate kein Spiel- und Trainingsbetrieb, Veranstaltungen abgesagt, Sorgen um den Nachwuchs und dennoch Kreativität in vielen Bereichen bewiesen – dies ist kurz umschrieben die Jahresbilanz des TV Dingolfing, die sich wohl mit vielen Sportvereinen aus Stadt und Landkreis wie der Region deckt ebenso wie die ungewisse Zukunft für das Jahr 2021.
Der TVD mit seinen rund 1750 Mitgliedern der drittgrößte Verein im Landkreis ist ein sogenannter Breitensportverein mit elf verschiedenen Sportarten vom Kleinkinderturnen über die Leichtathletik bis zum Seniorensport, vom Boxen und Ju-Jutsu bis zu den Ballsportarten Tischtennis, Basketball und Volleyball und der Faschingsgesellschaft. Über 100 Stunden Sport und Training bietet der Dingolfinger Turnverein wöchentlich an, „aber ein solches Vereinsjahr hat der Verein sicherlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt“, so Vorstand Toni Kiebler, seit 1994 und damit 26 Jahre an der Spitze des Vereins. „Aber so ergeht es wohl jedem Sportverein“, so Kiebler weiter, der eine ungewöhnliche Jahresbilanz zieht. Bis Mitte März lief alles seinen normalen Weg, die Hallen – gerade in der Wintersaison- waren voll, vor allem im Nachwuchsbereich jeder Altersklasse. Dann kam der erste Lockdown, in dem der Trainings- und Übungsbetrieb eingestellt werden musste. Auch der Spielbetrieb litt darunter, die Saison bis zur 2.Volleyball-Bundesliga der Damen wurde abgebrochen, die Fachverbände erließen teilweise ungewöhnliche Auf- und Abstiegsregelungen, die Auswirkungen auch auf Mannschaften des TV Dingolfing hatten. So konnte die Basketballmannschaft der Herren als Drittplatzierter in der Bezirksoberliga nach einem Jahr wieder in die Bayernliga zurückkehren, die II.Damenmannschaft in der Landesliga dagegen wurde mit Chancen auf die Meisterschaft bei Abbruch als Vizemeister eingestuft, durfte aber auch nach dem Lockdown trotz Qualifikation keine Relegation zur Bayernliga spielen. Nach der Aufhebung der Hallen- und Sportstättensperrung Ende Juli nahm der TVD wie alle anderen Sportvereinen sofort den Trainingsbetrieb auf, der allerdings vor allem im Nachwuchsbereich sehr schleppend begann. Selbst in den Sommerferien wurden Trainingseinheiten angeboten, um den Nachwuchs und die Mitglieder aktiv an den Verein zu binden. Auch der Spielbetrieb zur Saison 2019/20 wurden in allen Ligen und Sportarten wieder aufgenommen, nachdem in vielen Termintagungen alle Vorbereitungen getroffen wurden. Dann kam die zweiten Hallen- und Sportstättensperrung für den Amateursport, im Landkreis schon eine Woche früher als bayernweit. Ab und damit seit 24.Oktober ruht erneut der Spiel- und Trainingsbetrieb mit Ausnahme der 2.Volleyball-Bundesliga der Damen, die als „Profiliga“ eingestuft ist. Daher durften die „Dingos“ weiter trainieren und ihre Spiele austragen bis zum 15.Dezember, an dem die Liga vorerst bis 10.Januar ebenfalls den Ligabetrieb einstellte. Damit ruht derzeit der Betrieb beim TVD, allerdings wie jedes Jahr über Weihnachten und Neujahr. „Doch wie es weitergeht, weiß natürlich niemand“, so Vorstand Toni Kiebler, der befürchtet, dass es für die Hallen-Ballsportarten keine Fortsetzung der Saison 2019/20 geben wird, was den TVD im Tischtennis, im Basketball und im Volleyball betreffen würde mit der Ungewissheit der 2.Volleyball-Bundesliga der Damen.
Vor allem finanziell traf den TV Dingolfing die Absage seiner Veranstaltungen. So wurde die 17.Auflage des Dingolfinger Halbmarathons Mitte September bereits im Frühjahr abgesagt und auch für 2021 wurden im Oktober bereits die Veranstaltungen der Faschingsgesellschaft, u.a. mit Inthronisation, den beiden Wiederholungen und die Isartaler Showtanzgala abgesagt. Insgesamt rund 2300 Gäste kamen 2020 zu den vier Faschingsveranstaltungen – ein Besucherrekord und damit auch ein finanzieller Ausfall für 2021. Auch für die Faschingsgesellschaft war 2020 nach dem ersten Lockdown ein „gebrauchtes Jahr“, denn die Trainingseinheiten der Garden konnten zum größten Teil nur online durchgeführt werden gepaart mit der Enttäuschung, dass die Tänze zumindest bei den Auftaktveranstaltungen nicht aufgeführt werden können. Doch die Kreativität ist im TV wie in vielen anderen Verein auch recht hoch mit Trainingseinheiten online, sogenannten „Workouts“ mit vielen Übungen gemeinsam, mit einem Livestream und damit einer Liveübertragung der Heimspiele der Volleyballerinnen sowie vielen weiteren Aktionen, um die Aktiven und Mitglieder im Training und in Bewegung zu halten. Eine sehr erfolgreiche Aktion war der „virtuelle Halbmarathon“ im Sommer dieses Jahres unter dem Motto „Alleine zusammen“. Rund 500 Läuferinnen und Läufer aus verschiedenen Gruppierungen, Firmen, Kommunen und Vereinen nahmen daran teil, liefen ihre selbst gewählte Strecke und Distanz über rund 7500 Kilometer insgesamt mit der anschließenden Spende von 8000 Euro für die Kinderkrebshilfe Dingolfing-Landau-Landshut und 2000 Euro für die Nachwuchsarbeit im TV Dingolfing.
Wer glaubt, dass das Vereinsjahr 2020 für die Vorstandsmitglieder der Vereine ein ruhiges Jahr war, sieht sich getäuscht. Turbulenzen mit kurzfristigen Sperrungen von Hallen und Sportstätten, einer Erarbeitung und Einhaltung eines Hygienekonzeptes, das beim TVD 17 Seiten umfasste, bei der Volleyball-Bundesliga gar über deren 50, die quälende Ungewissheit über die Fortführung des Spielbetriebes verbunden mit unzähligen Telefonaten und Mailnachrichten sowie die Sorge vor allem um die Nachwuchsarbeit. All dies kam zum normalen Vereinsbetrieb dazu – und dies alles ehrenamtlich. „Daher darf ich mich bei allen Vorstands- und Turnratsmitgliedern recht herzlich für ihren Einsatz 2020 bedanken, besonders bei unseren zwei Corona-Beauftragten im Verein Amir Garbacz und Hans Böhm für ihre unermüdliche Arbeit“, so Kiebler zum Jahresabschluss – „mit der Hoffnung auf ein normales Vereinsjahr 2021 möglichst bald“ und der Bitte an alle Mitglieder, „dem Verein treu zu bleiben“, was er auch den anderen Vereinen von Herzen wünscht.